Dass 20-jährige Politik machen ist eher ungewöhnlich. Auch in vielen Stadtparlamenten sitzen eher ältere Semester. Da ist Tobias Schröter mit seinen 20 Jahren schon eine Ausnahme. Im MAZ-Interview erklärt er, was ihn an der Politik reizt und warum viele junge Leute nichts mit Politik anfangen können.
Königs Wusterhausen.
MAZ: Herr Schröter, Sie sind mit 20 Jahren der jüngste Abgeordnete im Stadtparlament in Königs Wusterhausen. Was ist das für ein Gefühl?
Tobias Schröter: Ein tolles. Ich bin von den Abgeordneten sehr gut aufgenommen worden. Außerdem freue ich mich, dass ich gleich im Stadtentwicklungs- sowie im Sozialausschuss mitarbeiten darf.
Bei vielen Jugendlichen gilt Politik als uncool und langweilig. Bei Ihnen ist das anders. Warum?
Schröter: Ich bin schon mit 18 Jahren in die SPD eingetreten. Politik interessiert mich, sie ist spannend. Es ist einfach, nur darüber zu meckern, dass die Politik unserer Eltern oder Großeltern an den Interessen junger Menschen vorbeigeht. Wenn wir wollen, dass sich da etwas ändert, müssen wir schon selbst anpacken. Bei Tests im Internet war bei mir die Übereinstimmung mit den Zielen der SPD eben am größten.
Wie erklären Sie sich die Politikabstinenz Ihrer Generation?
Schröter: Vielfach beginnt das Dilemma schon in der Schule. Der Politikunterricht vermittelt den Jugendlichen oft nicht den Wow-Effekt, dass Politik so viel Spaß macht, dass man da unbedingt mitgestalten möchte. Die Politik kommuniziert zu wenig und oft ist es auch juristisches Blabla, das Jugendliche überhaupt nicht erreicht. Zumal sie andere Kanäle wie Facebook oder Twitter nutzen.
Aber liegt es nicht auch daran, dass Politik, statt den Nerv der Jugend zu treffen, nur einen Einheitsbrei anbietet?
Schröter: Kommunalpolitik wird oft von Personen dominiert. Da ist es wirklich schwer, für Jugendliche Unterschiede zwischen den Parteien auszumachen.
Sie studieren Jura. Das gilt vielfach als Sprungbrett in eine Politikkarriere. Wie ist das bei Ihnen?
Schröter: Gegenwärtig absolviere ich ein Praktikum in der SPD-Fraktion des Brandenburger Landtags. Aber eine Politik-Karriere kann man nicht planen.
Was möchten Sie als Stadtverordneter und Vize-Chef der Jusos im Kreis für die Jugendlichen in Königs Wusterhausen erreichen?
Schröter: Auf dem Papier besteht schon ein Jugendbeirat in der Stadt. Aber er funktioniert nicht. Das will ich ändern. Auch die Ausstattung der Schulen mit moderner Technik ist mir wichtig. Ansonsten bin ich darauf angewiesen, dass Jugendliche ihre Probleme an mich herantragen. Die Zernsdorfer wollen beispielsweise mehr Möglichkeiten zum Skaten und BMX-Fahren. Mal sehen, was sich machen lässt.
Sie wohnen am Fontaneplatz. Wo sehen Sie im Neubaugebiet Handlungsbedarf?
Schröter: Der neue Bürgertreff ist ein guter Ansatz. Ähnliches wäre auch auf der anderen Seite der Luckenwalder Straße wünschenswert. Außerdem nerven mich dort die kaputten Bürgersteige und die schlechten Straßen. Nötig wäre ein großes Jugendfreizeitzentrum.
Was würden Sie – frei von allen finanziellen Zwängen – ändern, wenn Sie Bürgermeister wären?
Schröter: Ich würde dem Fontane-Center wieder Leben einhauchen und das Neubaugebiet komplett auf den Kopf stellen. Es zu einem Wohnpark mit Wasserspielen, Sportanlagen und Freizeitmöglichkeiten umbauen.
Zwei Sitzungen des Stadtparlaments liegen hinter Ihnen. Wie lautet Ihr erstes Fazit?
Schröter: Insgesamt geht es sehr sachlich zu. Als nervig empfinde ich einige Verwaltungsvorlagen, wie einen 90-seitigen Abwägungsbeschluss für einen Bebauungsplan. Aber da muss man durch. Eigentümlich war auch, als einige meiner 2000 Flyer plötzlich auf der Straße lagen. Da wurde einem so richtig ins Gesicht getreten. Aber das darf man wohl nicht so persönlich nehmen.
Von Franziska Mohr